Modelleisenbahnverein Landsberg am Lech e.V.
Modelleisenbahnverein Landsberg am Lech e.V.

2007

Stationäre Anlage

Zu Wartungsarbeiten an der viergleisigen Hauptstrecke können wir die Stadt, den dahinterliegenden Berg und das Tunnelportal entfernen. Nun können wir über unsere Arbeitsbrücke von oben an den Gleisen arbeiten. Dies ist beschwerlicher, als es auf den Bildern aussieht.

 

Bein Einschalten der Anlage fuhren immer wieder Züge an. obwohl der Block davor noch belegt war. Diesen Fehler haben wir gefunden und durch zusätzliche Relais im Stellpult beseitigt.

 

Ewald hat an unserer 4-gleisigen Abfahrt eine Absturzsicherung angebracht. Damit hoffen wir, die kostspieligen Unfallfolgen mildern zu können. Die Züge fallen bei Entgleisungen nicht mehr auf den Boden. Wir haben uns für Plexiglasscheiben entschieden, damit wir trotz der Absturzsicherung sehen können, ob Züge ordnungsgemäß fahren.


Zur Zeit reparieren Horst und Stefan die Bergbahn. Bei der letzten Ausstellung versagte der Zugwechsel im Bergbahnhof. Hierzu wird ein neuer Weichenantrieb der Firma MB Tronik einbaut. Die Weichen schalten hier langsam wie im Vorbild. Zugleich werden die Signalantriebe ausgetauscht und der Ablauf Weichenstellung - Signalstellung - Anfahren des Zuges wird vorbildgerecht mit einer entsprechenden zeitlichen Verzögerung erfolgen.


Die Fehlersuche bei der Bergbahn hat nun länger gedauert, als geplant. Insgesamt 3 Monate haben wir nach dem Fehler gesucht, bis wir ein bi-stabiles Relais gefunden haben, dessen zweite Wicklung im eingebauten Zustand in der Bergbahnsteuerung nicht richtig funktionierte. Im Zuge der Fehlersuche hat Horst den Fahrregler der Bergbahn verbessert. 

Mobile Anlage

Im Frühjahr 2007 haben uns unsere digitalen Modelleisenbahner leider verlassen. Mit Michael haben wir einen neuen digitalbegeisterten Modelleisenbahnfreund gefunden, der zusammen mit Ludwig die Digitalanlage in Betrieb genommen hat.


Dank der Beiden konnten wir am 03.10.2007 beim Bahnhofsfest in Landsberg unsere Digitalanlage dem Publikum präsentieren.


Außerdem ist der Betrieb an der Weihnachtsausstellung sichergestellt.

Ausstellung: Marktplatz Bürgerliches Engagement

Die Stiftung Bürger für Bürger besuchte in der Zeit vom 9. bis 15. Mai 2007 Landsberg am Lech mit der Foto- Wanderausstellung Impulse für die Bürgergesellschaft. Im Rahmen der Veranstaltung nahmen wir am Marktplatz Bürgerliches Engagement teil.


Neben dem Rohbau eines neuen Segments unserer Digitalanlage zeigten wir eine Demo-Anlage in Spur N sowie das von unserer Jugend 2006 erstellte Diorama.


Leider wahr die Anzahl der Besucher nicht sehr hoch, doch zeigten die wenigen Besucher reges Interesse.

Ausstellung: Bahnhofsfest 2007

Am 3. Oktober 2007 wurde das 130. Streckenjubiläum der Lechfeldbahn gefeiert. Der Bayerische Lokalbahn Verein veranstaltete mit einem nostalgischen Dampfzug Sonderfahrten ins Landsberger Umland. Die 2-achsigen Personenwagen aus den 30er Jahren wurden von der Dampflok 70 083 gezogen.

 

Der Modelleisenbahnverein Landsberg am Lech zeigte seine digital gesteuerte Segmentanlage, auf der der Bahnhof Landsberg am Lech im Jahre 1929 nachgebildet ist. Neben dem Dampfsonderzug, der Blasmusik und der Bewirtung interessierten sich viele Besucher für die Eisenbahnanlage.

Renovierung der Waggons

Den ersten Waggon hatten wir letztes Jahr im Herst noch fertig lackiert. Im Sommer wurde die Waggonbeschriftung vorgenommen, sodass der 1. Waggon nun fertig renoviert ist.

 

Der 2. Waggon, in dem sich unser Aufenthaltsraum befindet, wurde fertig lackiert und mit der Waggonbeschriftung versehen. Es fehlt nur noch das gelbe Band der ersten Klasse.

 

Der dritte Waggon, unser Werkstattwagen hat zwischenzeitlich einen Wintertarnanstrich erhalten. Die rostigen Stellen wurden abgeschliffen und mit Rostumwandler und Grundierung behandelt. Sofern das Wetter mitspielt, wollen wir diesen Waggon vor dem Winter auch noch fertig bekommen.

 

Auch in den Waggons waren wir tätig. Anfang August haben Ewald und Ludwig im Aufenthaltswagen gewütet und den alten Teppichboden durch einen neuen Korkparkettboden ersetzt. Ludwig hat viele Tage seines Urlaubes geopfert und Ewald beim Verlegen des Bodens tatkräftig unterstützt.

 

Der neue, helle Boden im Aufenthaltsraum, dem Gang und den Einstiegsbereichen machen den Waggon heller und freudlicher.

 

Anfang September wurde im 3. Waggon in der Werkstatt eine neue Heizung eingebaut. Mit dieser neuen Trumaheizung können wir den Ausstellungsraum der Digitalanlage beheizen, ohne dass wir die bisher verwendeten Heizlüfter und den Elektrolyt-Gasofen benötigen. Wir haben dadurch wesentlich weniger Luftfeuchtigkeit und eine gleichmäßigere Wärmeverteilung.

 

Die Gasheizung wurde in den Schrank eingebaut. Dadurch geht uns wenig Platz verloren. Über die Schranktüren ist jederzeit ein Zugriff zu den Heizungskomponenten möglich.

Jugendarbeit

Mit der Jugend wollten wir für die mobile Anlage ein neues Eckmodul bauen, damit die Anlage auch über Eck aufgebaut werden kann. Aus verschiedenen Gründen haben wir mit den Arbeiten erst im Jahre 2008 angefangen.

Jubiläum 40 Jahre MEV

Am 28.11.2007 wurde der Modelleisenbahnverein Landsberg am Lech e. V.

40 Jahre alt. Dies nahmen wir zum Anlass, alle Mitglieder mit Partnern zu einem Abendessen einzuladen. Wir feierten am 24.11.2007 im Unteroffiziersheim des Fliegerhorstes Penzing. Zu Beginn gab es einen Sektempfang für alle. Der Saal war wunderschön dekoriert. Für das leibliche Wohl war mit einem grossen warmen und kalten Buffet gesorgt.

 

Neben den Mitgliedern und Ihren Partnern war auch der Vorsitzende des BDEF, Herr Gerhard A. Bayer anwesend. Nach dem Essen erzählte unser 1. Vorsitzende, Ludwig Oeller, die Geschichte des Vereins, wobei nur die wichtigsten Punkte erwähnt wurden.

Nach dem Essen erzählte unser 1. Vorsitzende, Ludwig Oeller, die Geschichte des Vereins, wobei nur die wichtigsten Punkte erwähnt wurden.


Anschließend zeichnete Herr Bayer einige Mitglieder des Vereins mit der Ehrennadel aus:

 

Die Ehrennadel in Gold erhielten:


Rudolf Hering, Fritz Hübner, Ewald Isele, Max Krumm,

Horst Schmidt und Erwin Zingl

Mit der Ehrennadel in Silber wurden geehrt:


Anton Königer und Ludwig Oeller

Anschließend wurde dem Modelleisenbahnverein Landberg am Lech e. V. für sein 40-jähriges Bestehen die Ehrenplakette des BDEF verliehen.

Auf unserer Jahresabschlussfeier wurden Klaus Grän mit der Ehrennadel in Gold und Klaus Six mit der Ehrennadel in Silber geehrt.

 

 

 

 

 

 

 

Zu späterer Stunde erzählte Rudolf ein paar Geschichten aus den ersten Vereinsjahren. Die drei Episoden aus dem Vereinsleben:

Episode 1

Alles Gute kommt von oben
oder Die zwei tapferen Negerlein
oder Die Höllenfahrt des Vize!                                  Mysteriös, oder?


Ort und Zeit der Handlung: Bahnhof Landsberg am Lech, Ladegleis Eilzugwagen, man schreibt das Jahr des Herrn eintausendneunhundertachtundsechzig


Personen der Handlung: Der erste und der zweite Vorstand des MEV (Hering und Marquardt.)


Vorhaben: Ausbau eines Wassertanks. Für alle Nichteingeweihten zum besseren Verständnis eine kurze Erläuterung dazu: 


Der MEV hatte von der DB einen ausgemusterten Eilzugwagen erworben, um ihn als Ausstellungswagen für die künftige Modellbahnanlage umzubauen. Die über den 2 WCs befindlichen kupfernen Wassertanks waren nicht mehr vonnöten und sollten ausgebaut und verkauft werden – KUPFER! – um mit dem Erlös den Wagenkauf zu finanzieren. Soweit die Vorgeschichte.


Genau dieses Experiment des ersten Tankausbaus hatten wir, d.h. Dieter Marquardt, genannt „der Vize“ und ich, auf uns genommen, um es heute und jetzt in Angriff zu nehmen – nicht ahnend, worauf wir uns da eingelassen hatten und was da auf uns zukommen sollte.


Also, frisch ans Werk, Kameraden! Mangels geeigneter technischer Hilfsmittel, sprich: Kran, konnten wir den Tank nicht vorschriftsmäßig durch die dafür vorgesehene Dachluke entnehmen, sondern waren als Alternative dazu gezwungen, den Tank ins WC abzusenken und hier, nachdem er zerlegt war, zu entnehmen.


Soweit die Theorie.


Die Praxis begann damit, dem Tank den Weg nach unten freizulegen und wir begannen, die Deckenverkleidung des WCs zu lösen. Da brach die erste Überraschung auf uns herab: Beim Abnehmen der Platte ergoss sich ein mächtiger Schwall rußiger Hinterlassenschaften der guten alten Dampflokzeit – vielleicht seit Jahren hier angesammelt – auf den Boden und bildete einen dicken Rußteppich, was noch ungeahnte Folgen haben sollte, wie wir später hören werden.


Da wir zwei Akteure von der schwarzen Fracht nur leicht gestreift worden waren, gingen wir, beflügelt vom Gruß unserer Freundin – der Dampflok – im Rußteppich stapfend weiter ans Werk. Rohrverbindungen vom Tank wurden gelöst, die den Tank tragenden Träger abgeflext und nach versteckten Halterungen gesucht – keine gefunden. Nun war eigentlich alles vorbereitet, um den Tank im WC entgegennehmen zu können, wenn  er denn käme! Der Weg zumindest war frei!
Der Vize erklomm das Dach und schickte sich an, mit den vorbereiteten, improvisierten und primitiven Hilfsmitteln, unter anderem Wäscheleinen, den Tank herablassen zu wollen. Ich hatte mich mit einer langen kräftigen Stange an der WC-Türe postiert, um das Objekt unserer Begierde  lenkend, damit es nicht hängen bliebe oder gar verklemme, in Empfang zu nehmen und harrte der Dinge, die da kommen sollten oder auch nicht!
Da warnte der Vize von oben: „Unten weg, Tank kommt!“
Antwort von unten: „Raum frei, let’s go!“


Die Stunde der Wahrheit war gekommen und es geschah ... nichts. Absolut nichts! Ich hörte nur den Vize oben rumoren, stoßen und schimpfen, da sich das obstinate (Anm. der Red. = starrsinnig, widerspenstig) Ding nicht in Bewegung setzen wollte. Warum denn nicht? Festgewachsen konnte es ja nicht sein. Als weitere Versuche der gleichen Art scheiterten, beschlossen wir, das Ganze mit Brachialgewalt  anzugehen. Wir holten uns von der benachbarten Firma Kohlenbauer ein schweres Rundholz. Mit dem wollte der Vize dann dem Tank gehörig aufs Dach donnern!
Gesagt, getan, Vize rief: „Weg unten, Tank kommt!“ Aber sehr zuversichtlich klang es diesmal nicht mehr. 
„Raum frei, let’s go!“, erklang die Antwort von unten und ob der groben Misshandlung von oben gab der Tank zwar ein kräftiges, dumpfes Dröhnen von sich, nach aber, gab er nicht.
Da vernahm ich den lautstarken Kommentar des Vize: „Scheißding verdammtes, jetzt aber druff!“
Ab diesem Moment begannen sich die Ereignisse dramatisch zu überstürzen!
Das letzte „f“ von „druff“ war noch nicht im Raum erklungen, da tat es einen gewaltigen Schepperer und aus dem WC quoll eine undurchdringliche atemraubende Rußwolke und verwandelte das Parterre blitzesschnell in ein tiefes Dunkel.
Gott, oh Gott, was war passiert? In Sorge um den Vize rief ich mit rußerstickter Stimme, hustend und Ruß spuckend ins Dunkel: „Wo sind Sie? Ist Ihnen was passiert?“ 
Und aus dem Dunkel krächzte es zurück: „Hier bin ich. Bin o.k. Der Tank ist unten. Bin gleich mitgekommen.“ Und aus dem Dunkel kroch eine noch dunklere Gestalt. Der Vize! Gott sei Dank hatte er diese Höllenfahrt, hoffentlich unbeschadet, überstanden.


Nun aber flohen wir beide aus dem Wagen, ins Freie, an die frische Luft und ins Helle. Als wir uns nicht nur hören, sondern auch sehen konnten, brachen wir in ein befreites Gelächter aus: Ein Bantuneger hätte, gemessen an unserem Teint, hellhäutig ausgesehen. Und vor Freude, alles so gut überstanden zu haben, hauten wir uns auf die Schultern, dass der Dreck noch mal so richtig stiebte (oder stob? Na, egal!).


Mensch, das hätte ins Auge gehen können!


Aber warum hatte der Vize eigentlich diese Höllenfahrt angetreten? 
Seinem Bericht zufolge, hatte er dem Absenkseil einigen Raum gegeben, auf dessen feste Verankerung vertrauend, sich daran festgehalten und war mit einem mächtigen Satz auf den Tank gesprungen! Das war dem Tank dann doch zu viel des Guten gewesen. Er gab endlich nach und sauste, samt gerissenem Seil und dem Vize in die Tiefe – auf den anfangs bereits erwähnten Rußteppich und damit diese ominöse Rußwolke auslösend!


Als sich nach einer Weile das Dunkel gelichtet, die Rußwolke teils verzogen, teils niedergelassen hatte, sahen wir, die zwei tapferen  Negerlein, das Objekt unserer Begierde raumfüllend, teils kupfern glänzend, teils rabenschwarz, aber harmlos VOR unseren Füßen liegen und, Gott sei Dank, NICHT DARAUF!


Das war das Ende dieses Abenteuers und sollten Sie sich fragen, wie es denn mit dem 2. Tank weiterging, so seien Sie versichert, dass wir ein zweites mal das Schicksal nicht versuchten und den Tank von einem Kran der Firma Kohlenbauer vorschriftsmäßig und umweltschonend durch die Dachluke herausnehmen ließen.


Und die Moral von der Geschicht?
Alles Gute kommt von oben, manchmal ja, manchmal nicht!

Episode 2

Die zweite Episode trägt den mysteriösen Titel:


 Der verhinderte Dachalpinist 
 oder: Übereifer schadet nur
 oder könnte auch lauten:
 Aus meinem Leben


Ort und Zeit der Handlung: Landsberg am Lech, Ladegleis Eilzugwagendach 1969


Personen der Handlung: Zwei Freiwillige. Wer? Na, wer?
Ewald und Rudolf


Vorhaben: Erneuerung des Dachanstriches des Eilzugwagens mit Bitumen-Kalt-Teer, Dachgröße ca. 72 qm


Verlauf der Handlung: Alle Vorbreitungen für den Dachanstrich waren getroffen worden: Dach entrostet, Material und Maler zur Stelle, nur keine Leitern für den Auf- und Abstieg... das war übersehen worden.


Also musste es auch ohne Leitern gehen. Ewald und ich kletterten auf den Faltenbalghalterungen aufs Dach, bewaffnet mit großer Malerbürste und einem großen Kübel Bitumen-Kalt-Teer und begannen, jeder auf seiner Seite, von der Wagenmitte zur Auf- und Abstiegskante hin mit dem Anstrich. Das Wetter war warm und trocken, Petrus hatte es wohl extra für das Unternehmen bereitgestellt. 
Es wurde Mittag, noch wärmer und mancher Schweißtropfen ging eine innige Verbindung mit den Bitumenspritzern im Gesicht ein, zumindest in meinem. Das tat aber dem Eifer keinen Abbruch. Es wurde Nachmittag, über dem frischen Teerdach stand die Luft saunagleich und der Schweißfluss war dementsprechend, aber die 72 qm waren noch nicht restlos gestrichen. Da sich in der Ferne schon dunkle Gewitterwolken drohend zusammenballten, legten wir noch einen Zahn zu. 
Der Ewald hatte aber wohl zwei Zähne zugelegt, denn er hatte als erster sein Soll erfüllt und stieg zu Erden nieder. Nicht so ich. Mein Soll war noch nicht ganz erfüllt. 
Na, Ewald war etwas jünger, sehr sportlich und hatte vielleicht auch längere Arme. 
Im Gegensatz zu mir, der ich etwas älter, gar nicht sportlich war und vielleicht auch nicht so lange Arme hatte. 
Aber auch ich kam meinem Ziel näher und näher. Ewald bot mir gleich seine Hilfe an, sie war aber nicht mehr vonnöten. 
Da es in der Ferne schon grummelte und Blitze zuckten, hatte ich noch schneller meine Bürste fliegen lassen, vorn, hinten, links und rechts, dass es eine Freude war. UFF, es war geschafft. Ich allerdings auch. 


So stand ich denn auf meinem kleinen, noch ungestrichenem Fleckchen, einem Eiland gleich, im schwarzen, glänzenden, klebrigen Bitumen-Meer und blickte erschöpft, aber zufrieden mit meine Leistung in die Runde, ringsum. Ringsum? Da durchfuhr mich trotz der schwülen Temperatur ein eisiger Schreck: Auch mein Rückweg war bedeckt von glänzendem, schwarzem, klebrigem Bitumen-Meer! Im Eifer des Gefechts hatte ich mich buchstäblich ringsum eingepinselt und mir den Rückweg verlegt. Aber, was soll’s, runter musste ich ja, sogar mit Blick auf das nahende Gewitter recht bald. Also, vorsichtig Fuß vor Fuß gesetzt und der Abstiegskante entgegen. Aber ach, Tücke des Objekts:  Je näher der Kante, desto steiler die Wölbung und die Turnschuhe begannen mehr und mehr in diesem schwarzen, glänzenden Bitumen-Meer zu rutschen. 


Die Rutschpartie und die Folgen vor Augen, beschloss ich eine Vollbremsung. Einem tibetanischen Mönch gleich warf ich mich in voller Länge auf den Bauch, versuchte mich festzukrallen. Jetzt rutschte ich nur noch langsam und kontrollierbar über die schwarze, glänzende, klebrige Unterlage hin zur Abstiegskante. Und als endlich meine Beine über dieser Kante in der Luft baumelten und die Füße vergeblich nach Halt suchten, war Ewald, der Retter schon zur Stelle und setzte mir Fuß vor Fuß auf die Tritte bis mich Mutter Erde wieder hatte – bitumenverschmiert von oben bis unten, aber glücklich dem Freien Fall entgangen zu sein. Der Blaumann war zum Schwarzmann geworden, aber besser das, als wenn ein Meister vom Himmel gefallen wäre. 


Nur eine körperbreite Schleifspur, links und rechts von je 5 tiefen Krallspuren begleitet, zeugte noch vom blamablen Abstieg des verhinderten Dachalpinisten.


Und die Moral von der Geschicht?
So du auch fleißig bist, verlege dir den Rückweg nicht!

Episode 3

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen
oder: Die Deutsche Bundesbahn, dein Freund und Helfer
oder: Ein Märchen aus längst vergangener Zeit


Ort und Zeit der Handlung: Bahnhof Kaufering, Hauptbahnhof Augsburg, Bw Nürnberg Neusündersbühl 1969


Personen der Handlung: 18 Reiselustige des MEV


Verlauf der Handlung: Es geschah, dass es den MEV wieder einmal in die Ferne zog. Diesmal war geplant: Nürnberg mit dem BW Neusündersbühl, wo die (damals) modernsten Dieselloks der DB (V200) gewartet wurden. Das sagenumwobene BASA Stellwerk, von dem aus in neuester Technik alle Weichen, Signale und Fahrstraßen für den Eisenbahnbetrieb in ganz Nürnberg und Umland gestellt wurden und letztendlich das Verkehrsmuseum.


So die Planung. Aber sie wurde durch ein unvorhergesehenes, jedoch vermeidbar gewesenes Ereignis mächtig durcheinander gebracht. Waren von den 18 angemeldeten Teilnehmer 16 pünktlich und wohlgemut der kommenden Dinge harrend am Bahnhof Kaufering, dem Ausgangspunkt der Reise, anwesend, so glänzten Nr. 17 und 18, der Kassier und seine Gattin, durch Abwesenheit. Und so fehlte das vorher vom Kassier eingesammelte Fahrgeld dementsprechend auch. So einfach war es nicht, dieses hier an Ort und Stelle noch mal zusammenzubringen. Die Abfahrtszeit des Schienenbusses nach Augsburg Hauptbahnhof war gekommen, der Kassier nicht. 


Was nun? 


Da trat ein rettender Engel in Gestalt des Kauferinger Fahrdienstleiters in Aktion. Er ließ den Schienenbus noch warten, stellte uns den Sammelfahrschein für 18 Personen aus und das ohne sofortige Bezahlung – die sollte am nächsten Tag erfolgen – und benachrichtigte den Fahrdienstleiter in Augsburg Hauptbahnhof, dass der Zug von Kaufering sich mit einer Reisegruppe verspäten würde, mit der Bitte, den Eilzug nach Nürnberg bis zum Eintreffen der Reisegruppe warten zu lassen. Der Augsburger Fahrdienstleiter, auch engelsgleich, stimmte dem zu.


So konnte unser Schienenbus mit ca. 10 Minuten Verspätung endlich losfahren; und er fuhr, dem damals teilweise desolaten Oberbau der Strecke nach Augsburg entsprechend, dass es uns von den Sitzen riss. Schließlich galt es eine saftige Verspätung einzuholen. 


Dieses schier unglaubliche Entgegenkommen einzelner Beamter der DB dem Kunden gegenüber klingt wie ein Märchen aus längst vergangener Zeit. Unter dem Zepter der DB AG wird so was nie mehr möglich sein. 


Während unserer Schnellfahrt nach Augsburg erblickten wir auf der längs zur Bahnstrecke führenden B17 einen, jede Geschwindigkeitsbegrenzung verachtenden, blauen Kombi. Darin unser Kassier und hinten im Wagen schien sich noch jemand fertig anzukleiden – wohl seine Gattin. 


Und es war wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel. Als wir 16 in Augsburg in den wartenden Eilzug stürzten, war er, unser Helmut samt Gattin, schon da. Vor uns!


Nun, diese Affäre kostete ihn neben einem saftigen Strafmandat wegen Falschparkens am Hauptbahnhof noch eine Runde Bier für uns alle.


So schien nun alle Aufregung erledigt und wir verließen in Nürnberg Neusünderbühl den Zug, um ins BW zu gehen, da rief aus dem anfahrenden Zug ein Fahrgast aus dem Fenster: 
„Gehört die Tasche Euch?“
Es war die Tasche des Kassiers, mit dem Geld!


„JA!“, rief der Helmut, da flog die Tasche auch schon aus dem fahrenden Zug auf den Bahnsteig. Sie tat uns den Gefallen, blieb verschlossen und verstreute nicht das viele enthaltene Kleingeld in die Gegend. Wieder Glück gehabt!


Die Tasche mit dem Geld gerettet, wir waren gerettet und der restliche Ausflug ging planmäßig und ohne weitere Zwischenfälle vonstatten. Was kann man von Fortuna mehr erwarten?


Und die Moral von der Geschicht? 
So du verreist, verschlafe nicht.

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